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Berichte

Hüttentour Rosengarten

14.09.2022 12:26

Die alljährliche mehrtägige Hüttentour unserer Sektion führt uns heuer in das sagenumwobene Reich des „Zwergenkönigs Laurin“ mit seinem zu Felsen erstarrten Rosengarten in den wunderschönen Dolomiten.

In Zeiten des Klimawandels reisen wir sehr umweltfreundlich mit der Bahn nach Bozen. Hier werden wir von einem Shuttlebus abgeholt und in ca. 30 Minuten zum Ausgangspunkt unserer Durchquerung nach Obereggen gebracht. Die ersten 500 Hm legen wir dann noch mit dem Sessellift zurück, ehe Tourenleiter Ralf Singer zum Fußmarsch aufruft. „Genug gefahren – ab jetzt wird gelaufen!!“. Das erste Ziel, die Latemarhütte, auch Rifugio Torre di Pisa genannt, liegt auf knapp 2700 m wie ein Adlerhorst auf dem südlichen Bergkamm des Latemar. Sie wurde 2017 komplett renoviert und bietet allerhöchsten Komfort für eine hochalpine Bergunterkunft. Wir erreichen sie nach ca. 2,5 Std. und genießen den herrlichen Ausblick und die selbst gebackenen Leckereien, die uns die Wirtsleute anbieten. Allerdings ist es hier oben bereits empfindlich kalt und wir verweilen in der warmen Stube. Der heftige Wind kündigt bereits die vom Wetterbericht vorhergesagte Schlechtwetterfront an, deshalb ist am nächsten Morgen ein früher Aufbruch angesagt. Wir haben eine lange und anspruchsvolle Durchsteigung des kompletten Latemarmassivs vor uns. Zudem sind für den Nachmittag Schauer und Gewitter vorhergesagt – also nicht trödeln!

Am Tag 2 starten wir um 07:15 Uhr. Ausgestattet mit Mütze und Handschuhen setzen wir unsere „Reise“ durch die Felsenlandschaft des Latemar fort. Von Beginn an ist hohe Konzentration gefragt. Es erwartet uns kein einfacher Wanderweg, sondern ein absolut hochalpiner Steig. Bereits nach 10 Minuten können wir den „Torre di Pisa“ bestaunen. Ein äußerst schräg (noch) stehender Felsturm, der der Hütte ihren Namen verleiht (Torre di Pisa). Der Wind löst den morgendlichen Wolkenvorhang immer wieder auf und es werden herrliche Talblicke frei. Bei trockenen Verhältnissen erreichen wir bereits nach etwa 45 Minuten die „Rotlahnscharte“. Ab hier bewegen wir uns auf, für die Dolomiten sehr typischen, Bändern. Links geht’s steil nach oben, rechts noch steiler hinab. Nichts für schwache Nerven. Immer wieder müssen wir extrem steile Rinnen queren, die vom Wasser aus dem Fels ausgewaschen wurden. Keine einzige Stelle ist mit Seil versichert, wie man es eigentlich von vielen Wegen kennt. Dies zeigt uns, dass es sich hier nicht um einen Weg, sondern einen sehr ernst zu nehmenden Steig handelt. Alle Alpinisten meistern die Situation mit Bravour, auch wenn manch einer Hilfestellung im sehr ausgesetzten Gelände braucht. Auf ca. halber Strecke kommen wir am „Bivacco Rigatti“ (2550 m) vorbei. Hier ist es möglich, durch einen Felsspalt 600 – 700 m senkrecht die Latemartürme hinunterzublicken. Nicht jedermanns Sache. Einige Bergsteiger hoffen, dass nun die schwierigsten Passagen vorbei sind - doch weit gefehlt. Sehr anspruchsvoll steigen wir zum höchsten Punkt, der 2801 m hohen Latemarspitze an. Überraschenderweise herrscht hier wenig Wind, sodass wir uns eine längere Pause gönnen. Bis hierher waren es immerhin 2,5 Std. Etwas ärgerlich ist es, dass uns das unbeschreiblich schöne Panorama durch Wolken verdeckt wird. Der Weiterweg ist nicht minder gefährlich und auch nicht einfacher. Nach langen, sehr fordernden 4,5 Stunden erreichen wir endlich die „Kleine Latemarscharte“ in einer Höhe von 2526 m. Alle sind sich einig – wir können von Glück reden, bisher trockene Verhältnisse gehabt zu haben. Bei Nässe wird dieser Steig schnell zu einer Torture. Allerdings sind die schwierigen Passagen noch nicht vollständig bewältigt. Ab jetzt heißt es sehr steil zum Karerpass auf 1745 m abzusteigen. Wir befinden uns gerade im steilsten Teil des letzten Drittels, als es dann doch zu regnen beginnt. Mitten im anspruchsvollen, bröckeligen Gelände ziehen wir unsere Regenausrüstung an. Nun wird es noch spannender als es eh schon war. Doch auch dieser Herausforderung sind wir bei voller Konzentration gewachsen. So erreichen wir nach weiteren 2 Stunden die bekannten Latemarwiesen. Ab hier marschieren wir nur noch entlang der Skipiste zum Pass hinunter. Alle Gefahren sind überstanden. Mittlerweile scheint auch die Sonne wieder und wir haben tatsächlich eine atemberaubende Sicht hinüber zum Rosengarten und über das Bozener Umland. In der Ferne erkennen wir sogar die „Pala Gruppe“, unser letztjähriges Ziel. Alle Teilnehmer sind sichtlich erleichtert, diese äußerst anspruchsvolle Etappe bewältigt zu haben. Doch noch ist nicht alles geschafft. Uns stehen noch 500 Hm Anstieg zur Rotwandhütte bevor. Einige DAV’ler füllen ihre Trinkreserve auf, ehe es wieder bergauf geht. Noch einmal heißt es 2 Std. Hüttenzustieg. Unterwegs beobachten wir, wie gegenüber im Latemar, genau da, wo wir vor kurzer Zeit noch waren, ein heftiges Gewitter sein Unwesen treibt. Puh, wieder mal richtig Glück gehabt!! Um 16:30 Uhr ist es dann endlich soweit – wir kommen an der Rotwandhütte (2283 m) an. So findet eine 9 Stunden lange, sehr anspruchsvolle Bergtour, bei der manch Einer an seine Grenze gestoßen ist, ein glückliches Ende. Wir dürfen alle stolz auf uns sein. Die herrliche Abenddämmerung in den Dolomiten und die ausgelassene Stimmung in der voll besetzten Hütte lassen die Anstrengungen der heutigen Etappe schnell vergessen. Erst beim Treppen steigen ins Lager spüren wir unsere müden Beine.

Ein reich eingedecktes Frühstückbuffet begrüßt uns am nächsten Morgen. Wider Erwarten scheint die Sonne. Dies verspricht uns einen herrlichen Tag. Nachdem wir gestern den Übergang vom Latemargebirge in den Rosengarten bewältigt haben, stoßen wir am heutigen Tag in das Herz von „König Laurins“ Reich vor. Zunächst umrunden wir das mächtige Felsmassiv auf seiner Südseite. Der sehr bekannte „Hirzelweg“ führt uns von der Ost- auf die Westseite der markanten Rotwand (2806 m). Unterwegs kommen wir auch an dem berühmten „Christomannos“ - Denkmal vorbei. Ein 2,7 m hoher Bronzeadler soll an den südtiroler Politiker und Fremdenverkehrspionier „Christomannos“ erinnern. Mit diesem Panorama im Hintergrund ist es wahrscheinlich eines der meist fotografierten Denkmäler der Alpen. Auf einer Höhe von ca. 2250 m wandern wir genau gegenüber vom Latemargebirge und können unseren gestrigen Wegverlauf bestens nachvollziehen. Ja, eine beachtliche Leistung war das schon! Nach einer Stunde biegen wir rechts ab und steigen nun ziemlich steil empor zum „Vajolonpass“, direkt am Fuße der Rotwand, die sich 600 m vertikal vor uns aufbaut. Da sich eine Gruppe Bergsteiger vor uns bewegt, setzen wir unsere Helme auf. Die enge, steile Rinne ist sehr gut mit Treppen, Leitern und Seilen versichert. Das krasse Gegenteil zum gestrigen Steig. Hier wird sehr deutlich, dass im Rosengarten Massentourismus herrscht. 300 Hm windet sich dieser Steig nach oben. Nach knapp einer Stunde stehen wir am „Vajolonpass“ (2560 m). Strahlender Sonnenschein und ein „Wahnsinns-Panorama“ laden zum Verweilen ein. Der folgende Abstieg führt uns wieder auf die Ausgangshöhe von 2200 m zurück. Hier treffen wir auf den direkten Verbindungsweg zwischen Rotwand- und Vajolethütte. Die bisherige Runde war also reine „Fleißarbeit“ und bei solchen Bedingungen ein echter Genuss! Abermals steigen wir ca. 300 – 350 Hm auf zum „Zigolade Pass“. Oben angekommen sind wir abermals von der gewaltigen Schönheit des Rosengartens beeindruckt. Mehrere Minuten stehen wir da und lassen diese grandiose Kulisse einfach nur auf uns wirken. Wie klein ist doch der Mensch!! Ein Wegweiser verrät uns, dass es noch zwei Stunden zum heutigen Ziel sind. Im oberen Teil schlängelt sich der Weg ziemlich steil bergab. Sehr deutlich erkennen wir, wie Wind und Wetter an den Bergspitzen der Dolomiten nagen. Immer wieder ist der Weg von Geröllmassen unterbrochen. An einer Stelle ist sogar eine Seilversicherung und eine nahezu senkrechte Leiter nötig, um weiter zu kommen. Als das Gelände endlich wieder leichter wird, rasten wir an einer windgeschützten Stelle und genießen die wärmende Sonne in vollen Zügen. Am liebsten würden wir hier liegen bleiben. Kurz vor erreichen der Vajolet Hütte führt der Steig nochmals einige Meter bergab und endet mit einer Klettereinlage, ehe er in steilen Serpentinen wieder hinauf zur Terrasse des „Rifugio“ zieht. Bereits seit mehreren Minuten beobachten wir einen Hubschrauber bei einer Bergungsaktion. Mittels Seilwinde wird ein verletzter Alpinist aus den Felsen gerettet. Zum Glück niemand von uns! Später stellt sich heraus, dass sich ein Tourengeher den Fuß gebrochen hat. Hätte schlimmer sein können, aber den Heli braucht man trotzdem. Wir verweilen auf der Terrasse, bis die letzten Sonnenstrahlen von den aufziehenden Schlechtwetterwolken verdrängt werden. Sofort wird es empfindlich kalt und wir ziehen uns in die wärmende Gaststube zurück, wo der Hüttenwirt schon den Holzofen angeschürt hat. Auch die Vajolet Hütte ist bis auf den letzten Platz gefüllt. Am Tisch neben uns sitzt eine Tourengruppe aus Ansbach. Na wenn dass mal kein Zufall ist. Mit leckerem Essen und einigen guten Gesprächen bei Tee, Bier und Wein geht ein weiterer erlebnisreicher Bergtag zu Ende. Heute Nacht soll eine Kaltfront mit deutlichen Minusgraden kommen. Lassen wir uns überraschen.

Der Blick aus dem Fenster am nächsten Morgen lässt uns alle schlagartig hellwach werden! Mit Kälte haben wir gerechnet aber nicht mit 10 cm Neuschnee!! Wohin wir auch blicken - alles ist weiß. Das heftige Schneetreiben ist anscheinend nicht genug, sondern der Wind bläst enorm stark und es schneit waagerecht. So ähnlich stellen wir uns die Arktis vor. Die Hütte liegt auf 2245 m und unser geplanter Aufstieg würde uns über den „Grasleitenpass“ auf fast 2700 m führen. Bei diesen Verhältnissen ein Ding der Unmöglichkeit!! Es sind keinerlei Wegmarkierungen zu sehen und auf der anderen Seite der Passhöhe geht es steil und felsig bergab. Von der Ansbacher Truppe haben wir erfahren, dass noch dazu der Weg teilweise von Wasserrinnen ausgespült ist und sehr unwegsam zu begehen sein soll. Die Entscheidung über den weiteren Verlauf der Tour fällt nicht schwer. Wir machen einen Notabstieg ins Fassatal. Zum Glück führt eine geschotterte Fahrstraße bis zur Hütte. So können wir ohne größere Schwierigkeiten talwärts gehen. Um 9:00 Uhr starten wir. Genau der richtige Zeitpunkt, denn es hört auf zu schneien und wird freundlicher. Dennoch ist ein Abstieg unabdingbar. Unterwegs wird mit abnehmender Höhe ein Kleidungsstück nach dem anderen wieder ausgezogen und im bzw. am Rucksack verstaut. Nach 2,5 Stunden und 900 Hm sind wir in der kleinen Ortschaft Pera di Fassa angekommen. Glücklicherweise sind die Busverbindungen nach Bozen sehr gut. Für 2,50 € pro Person bringt uns der Linienbus die 46 km über den Karerpass in die Landeshauptstadt von Südtirol. Die Busfahrt erweist sich als alpiner Augenschmaus!

Da unser Bahnticket für die Rückfahrt nach Weißenburg erst am nächsten Tag gültig ist, stimmen wir ab, eine Nacht in Bozen zu verbringen. Dank Internet ist relativ schnell ein entsprechendes Hotel gefunden und gebucht. Bevor wir in unserem letzten Domizil einchecken, gönnen wir uns einen 2 - stündigen Stadtbummel durch Bozen. Die warme Winterkleidung vom Vormittag ist Geschichte. T-Shirt-Outfit im Straßencafe mit Cappuccino oder Eisbecher ist jetzt angesagt.

Frisch geduscht und gestylt begeben wir uns am Abend auf den Weg in eine Pizzeria. Es war gar nicht so einfach eine entsprechende Lokalität für 18 hungrige Bergsteiger zu finden. Schließlich ist es Samstag und wir sind in Bozen. Dank dem unermüdlichen Einsatz einer der Teilnehmerinnen gelingt es aber doch. Es war eine gute Wahl. Das Essen ist sehr lecker und wir lassen die Tour äußerst gemütlich ausklingen. Morgen geht es ja bekanntlich nach Hause.

Um 8:00 haben wir uns zum Frühstück verabredet. Das Buffet lässt keine Wünsche offen. Wir stärken uns ausgiebig für den langen Tag. Das Wetter ist schön, aber frisch. Die höheren Berge rund herum haben nach wie vor ein weißes Kleid. Mit dem Bus fahren wir in die Stadt und vergnügen uns dort noch bis zur Bahnabfahrt um 12:34 Uhr. Pünktlich starten wir die Heimreise. Auch in München klappt alles reibungslos, obwohl an diesem Wochenende „Wies’n Auftakt“ ist. Als wir im Zug nach Weißenburg sitzen und auf die Abfahrt warten, können wir, sehr amüsant, einige „Wies’n Gäste“ bei ihrem bunten Treiben beobachten. Unter den Fahrgästen befinden sich auch noch drei Musiker, die einige Bierzeltlieder zum Besten geben. So wird die Heimreise sehr kurzweilig. Um 19:30 Uhr erreichen wir ohne jegliche Verspätung den Bahnhof in WUG.

Wieder einmal geht eine wunderschöne Hüttentour zu Ende. Diese hatte allerdings wirklich viele verschiedene Gesichter und wird sicherlich allen sehr lange in Erinnerung bleiben.

Mein besonderer Dank gilt abermals allen Teilnehmern, die solche Unternehmungen zu einem unvergesslichen Erlebnis werden lassen.

Ich freue mich schon riesig auf unsere nächste Hüttentour, wo auch immer sie uns hinführen mag

Euer Ralf

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